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Arthrose – Was ist das?
Arthrose bedeutet „Gelenkverschleiß“. Diese Übersetzung zeigt schon, dass Arthrose weniger eine Krankheit ist, als vielmehr ein natürlicher Prozess: Die Gelenke nutzen sich im Laufe der Jahre ab. Fast bei jeder/ jedem über 65-Jährigen lassen sich Anzeichen von Arthrose feststellen. Aber auch jüngere Menschen können betroffen sein, besonders wenn sie ihre Gelenke stark.
Symptomatik
Erste Anzeichen einer Arthrose sind Schmerzen. Dabei sind vor allem Knie- und Hüftgelenk oder die Wirbelsäulengelenke betroffen. Zunächst macht der Schmerz sich nur bei Belastung bemerkbarund lässt bei fortgeführter Bewegung nach. Ein Ziehen im Gelenk oder die typische morgendliche Steifigkeit können nach etwa einer halben Stunde wieder nachlassen.
Beim Fortschreiten der Arthrose verdickt sich das betroffene Gelenk, da der Körper versucht, den Arthroseschaden durch Gewebewachstum zu beheben.
Der rauhe Knorpel im Gelenk verursacht Reibegeäusche und es entstehen häufig starke Schmerzen. Meist tritt auch eine zunehmende Bewegungseinschränkung des Glenkes auf. Überwiegend schreitet Arthrose nach ihrem Auftreten aber nur langsam fort, weshalb man von einem schleichendem Verlauf spricht.
Aufbau und Funktion der Gelenke
Unsere Beweglichkeit beruht auf dem Zusammenspiel der Gelenke und der zugehörigen Muskulatur. Die Form und der Aufbau der einzelnen Gelenke sind zwar, je nach Aufgabe und mechanicher Belastung unterschiedlich, grundsätzlich umfasst ein Gelenk aber folgende Strukturen:
1. den Gelenkkörper, d. h. die Knochenenden, die über das Gelenk beweglich miteinander -verbunden sind
2. den Gelenkknorpel, der die Knochenenden überzieht
3. die Gelenkschmiere, die sich im Spalt zwischen den Knochenenden und um diese herum befindet.
4. die bindegewebige Gelenkkapsel, die die genannten Strukturen umgibt.
Der Gelenkknorpel hat eine glatte Oberfläche, die bei Bewegung als Gleitfläche dient.
a. Das Knorpelgewebe besteht aus wenigen Knorpelzellen und der von ihnen gebildeten Grundsubs- tanz. In die Grundsubstanz sind bindegewebige Fasern eingebettet. Die Grundsubstanz bindet Wasser, das dem Knorpel seine typische, zäh-elastische Konsistenz verleiht.
b. Bei Druck von oben – z. B. im Kniegelenk beim Gehen – werden die Bindegewebsfasern zusammengedrückt und die Flüssigkeit weicht nach den Seiten aus.
Lässt der Druck nach, sorgen die elastischen Fasern dafür, dass der Knorpel rasch wieder seine ursprüngliche Form annimmt und die Flüssigkeit zurück strömt. So wird die auf die Gelenke bei Belastung einwirkende Kraft gedämmt.
Die Gelenkschmiere
Die Gelenkschmiere (Synovia) ist eine gelartige, zäh-elastische Flüssigkeit, die den Gelenkspalt zwischen den beiden Knorpelbedeckten Knochenenden ausfüllt. Sie verhindert, dass die Knorpelflächen bei Belastung zu stark aneinander reiben und hat damit eine schmierende und stoßdämpfende Wirkung.
Eine weitere Aufgabe der Synovia ist die Ernährung des Knorpels. Bei Belastung des Gelenks werden Nährstoffe mit der Gelenkflüssigkeit in den Knorpel gepresst. Bei Entlastung fließt die Flüssigkeit wieder in den Gelenkspalt zurück und transportiert so Schlackenstoffe aus dem Knorpel ab. Die Synovia wird von Zellen gebildet die in der Innenschicht der Gelenkkapsel liegen (Synovialis).
Hyaluronsäure – unverzichtbar für die reibungslose Gelenkfunktion
Hyaluronsäure ist eine körpereigene Substanz, die in verschiedenen Geweben vorkommt. Die in den Gelenken vorkommende Hyaluronsäure wird von den Zellen der inneren Gelenkkapsel gebildet und in die Gelenkschmiere abgegeben. Für den normalen und schmerzfreien Bewegungsablauf in den Gelenken spielt sie eine zentrale Rolle:
- Hyaluronsäure verleiht der Gelenkschmiere die zäh-elastische Konsistenz und ist damit für die Stoß dämpfende und schmierende Funktion zuständig.
- Hyaluronsäure bildet im Knorpelgewebe zusammen mit anderen Substanzen große, wasserspeichernde Riesenmoleküle. Diese erhöhen die stoßdämpfende Qualität des Knorpels.
- Hyaluronsäue-moleküle bedecken als oberste Schutzschicht die Knorpeloberfläche.
Degenerative Gelenkerkrankung
Mit zunehmenden Alter sinkt das Molekulargewicht der Hyaluronsäure – Moleküle, das die Elastizität der Gelenkschmiere und des Knorpels maßgeblich beeinflusst. Gleichzeitig sinkt der Wassergehalt und die Gelenke werden nicht mehr so gut vor mechanischer Überlastung geschützt. Die ehemals spiegelglatte Oberfläche des Knorpels wird rauh. Wenn der, nicht mehr ganz glatte Knorpel, an seinem Gegenspieler, auf der anderen Seite des Gelenks reibt, können sich kleine Knorpelpartikel loslösen.
So werden die Knorpel direkt geschädigt – im Extremfall bis zum vollständigen Abbau der Knorpelschicht. Dann reiben die beiden Knochenenden bei Bewegung direkt aufeinander (Abb. b).
Gelenkentzündung – Folge von Gelenkschäden
Zusätzlich zur direkten Gelenksschädigung können die abgesplitterten, zunächst nur mikroskopisch kleinen Knorpelteilchen eine Entzündung bewirken:
Die Gelenkkapsel reagiert mit der Freisetzung bestimmter Entzündungszellen und -moleküle.
Diese wiederum haben folgende Wirkung:
- stärkere Durchblutung des Gelenks
- erhöhte Produktion von Gelenkflüssigkeit
- Reizung von schmerzempfindlichen Nervenfasern in der inneren Gelenkkapsel.
Das Hauptsymptom ist der Schmerz
Degenerative Gelenkerkrankungen machen sich zunächst mit einem Ziehen im Gelenk oder morgendlicher Steifigkeit des betroffenen Gelenks bemerkbar. In frühen Stadien treten Schmerzen nur bei Belastung auf und lassen bei fortgeführter Bewegung, z. B. bei längerem Gehen, nach wenigen Minuten wieder nach.Tritt eine Entzündung hinzu, zeigen sich die typischen Beschwerden der sogenannten aktivierten Arthrose: Das Gelenk schmerzt, fühlt sich heiß an und ist geschwollen. Die Beweglichkeit ist eingechränkt. Oft klingt die Entzündung auch ohne Behandlung ab.
Dies erklärt den meist schubweisen Verlauf der Arthrose:
Phasen stärkerer Schmerzen und Bewegungseinschränkung wechseln sich mit Phasen geringer Schmerzhaftigkeit und guter Beweglichkeit ab. Je weiter die Abnutzungserscheinungen fortschreiten, desto rascher folgt eine Schmerzphase auf die andere. Schließlich bleibt der Schmerz andauernd bestehen.
Risikofaktoren!
Von den „normalen“, altersbedingten Abnutzungsvorgängen sind besonders die großen, kräftigen Gelenke wie Knie- und Hüftgelenk, sowie die Wirbelsäule betroffen. Daneben spielen aber weitere Faktoren ein wesentliche Rolle dafür, ob und wann ein Mensch an einer Arthrose erkrankt.
Neben einer gewissen erblichen Veranlagung sind es vor allem starke und unnatürliche Belastungen, die die Gelenke frühzeitig und nachhaltig schädigen können.
- Bei X- oder O-Beinen bewirkt allein das Körpergewicht eine Gelenksschädigung, da es auf bestimmte Gelenkpartien stärker Auftritt. Diese werden dann stärker und früher abgenutzt.
- Unterschiedlich lange Beine, starkes Übergewicht, nicht ganz glatt zusammengeheilte Knochenbrüche im Gelenkbereich, Bänderverletzungen, traumatisch bedingte Entzündungen und Blutuungen im Gelenk begünstigen die Ausbildung einer Arthrose.
- Ebenso fördern übertriebene und anhaltend schwere Belastungen im Sport oder durch schwere körperliche Arbeit die frühzeitige Entstehung von Abbauprozessen am Gelenk.
Die Kniegelenksarthrose
Mit Abstand am häufigsten sind die Kniegelenke von einer Arthrose betroffen. Dies ist nicht verwunderlich, da sie beim Stehen, Laufen und vielen anderen Bewegungen die größte Last tragen müssen.
Die ersten Krankheitszeichen treten oft schon im Alter von 50 Jahren auf.
Die Kniegelenksarthrose äußert sich zunächst mit eher uncharakteristischen Beschwerden, z. B. Wetterfühligkeit. Später kommt es zu Schmerzen am Morgen nach dem Aufstehen und am Beginn einer Belastung. Vor allem das Bergabgehen bereitet Schmerzen an den Kniegelenken.
Im weiteren Verlauf nehmen die Beschwerden zu: Es kommt zur Flüssigkeitsansammlungen im Kniegelenk (Erguss), die Schmerzen bleiben auch in Ruhe und sogar nachts bestehen. Die Beweglichkeit nimmt ab mit der Folge, dass auch die Oberschenkelmuskulatur immer schwächer wird. Schließlich kann das Knie kaum mehr bewegt werden.
Diagnostik
Die klinische Untersuchung zeigt evtl. eine Bewegungseinschränkung mit Schmerzen sowie Bandinstabilitäten, Meniskusschäden am Kniegelenk oder Schwellungen.
Zur genauen Abklärung gibt es verschiedene Diagnosetechniken. Anhand einer Röntgenaufnahme können, je nach Schweregrad, Gelenkspaltverschmälerungen oder Umbaureaktionen des Knochens erkannt werden.
In speziellen Fällen müssen zusätzliche, moderne bildgebende Verfahren wie Computertomographie, Kernspintomographie oder auch Sonographie eingesetzt werden.
In den meisten Fällen wird die Kernspintomographie das Diagnoseverfahren der Wahl sein.
Röntgen
Mit einer einfachen Röntgenaufnahme kann der Beginn einer Arthrose, auch wenn der Patient noch keine Dauerschmerzen hat, sehr gut diagnostiziert werden.
Anzeichen einer Arthrose sind:
- Gelenkspaltverschmälerung
- Osteophytäre Randzackenbildung (Knochenzuwachs am Rand)
- Zystenbildung unterhalb des verbrauchten Gelenkknorpels
- Verschärfungen der Gelenklinien (Sklerosierung) durch Knochenanbau
- Deformierung der gelenkbildenden Knochen